... Liebhaber von Motorrädern, er ist ein Liebender. Er hat den Staub
unzähliger Straßen geschluckt und die Mühsal der ersten Weihen
ertragen, ohne zu klagen. Er gehört noch zu der Generation von
Motorradfahrern, für die Begriffe wie "Komfort" überhaupt
nichts, und Sicherheit teuren Luxus bedeutete.
Man fuhr in Jeans und
Leder, denn Waxed-Cotton war teuer und sowieso für Rentner. Wenn man nass
wurde, wurde man eben nass. Kein Grund auch nur anzuhalten. Ulf hat mir einmal
erzählt, wie er seine erste Regenkombi erlebte: "Ich habe gedacht ich
sitze im Wohnzimmer", sagte er auf seine trockene Art, "das war das
geilste Gefühl meines Lebens"
Es ist schon viele Jahre her,
aber ich erinnere mich noch gut: Die erste Maschine, die er mit in die Werkstatt
brachte, als er noch neu bei uns war, war eine alte Yamaha XS 400, die aussah,
als hätte er sie gerade aus der Weser gezogen. Was um Gottes Willen er
damit vorhabe, hat unser damaliger Chef gefragt. "Tunen" war die
Antwort.
Der Spott war groß: Eine XS 400, das Brot-und-Butter-Motorrad
der 80er, in schnell? Lächerlich. Das Lachen verging uns auf dem Prüfstand.
Was der Penner aus der alten Kiste geholt hatte, nötigte sogar Michael
Respekt ab. Aber das war ja erst der Anfang. Ulf kündigte an, ein Ram-Air,
damals der neueste Schrei in der Motorradszene, selbst zu bauen. Jetzt sah die
XS zwar aus wie ein tieffliegender Kanonenofen mit Klimaschläuchen, aber
was von außen betrachtet anmutete wie ein Dritte-Welt- Provisorium, flog
nur so über die Strecke. Der Motor lief wie das sprichwörtliche
Uhrwerk, das Fahrwerk war ein Fahrwerk und die selbstgebaute Doppelscheibe fein
dosierbar und bissig.
Kein Zweifel: Ulf ist ein Mann der ersten Stunde und es ist pure
Leidenschaft. Und wenn er heute erst nach Feierabend zum ölverschmierten
Zauberer mutiert, dann nur, weil echte Leidenschaft eher selten eine Verbindung
mit dem schnöden Mammon eingeht. Tatsächlich kann von Glück
reden, wer einen Motor in seine Hände geben darf. Denn für Geld allein
macht er es nicht. Nur wenn die Chemie stimmt, lässt er auch für
andere die Finger fliegen.
Nun hat er sich an den Rechner gesetzt, um für uns alle seine
Erfahrung in einem ebenso kurzen wie vollständigen Ratgeber für die
letzten echte Männer und Frauen niederzuschreiben. Ein Buch, in dem der
Leser nicht nur die Grundlagen und höheren Geheimnisse des Tunings erfährt,
sondern auch ganz nebenbei in die Physik des Viertaktmotors eingeführt
wird.
Unerlässliches Grund- und Detailwissen für jene, die
sich mit der Materie des schnellen Viertakters vertraut machen wollen. Einmalig
in seiner schlichten Art, die komplexe Materie einfach, klar und übersichtlich
darstellend, führt er den Leser, immer dem Gasstrom folgend, durch den
modernen Viertakter und bleibt dabei er selbst - etwas verschroben, aber
herzlich, unkonventionell und klar.
Absolut lesenswert.
Dafür Danke, Ulf.
Christoph Freitag
|