Nockenwellen

Spezialwerkzeug
Nach dem Aufsetzen des Tanks ermittelte ich mit Hilfe dieser "Spezialmeßwerkzeuge" eine maximal mögliche Länge von ca. 150mm. Die Serientrichter haben eine Länge von 120mm. Die Meßwerkzeuge kannst du aus Toilettenpapierrollen nachbauen, Sie werden gut funktionieren und auch optisch sehr nah ans Original kommen.
Dann machte ich mich ans Messen der Serien-Steuerzeiten. Da ich mir nicht sicher war, ob die Hydrostößel die Messung verfälschen würden, habe ich, um einen ungefähren Überblick zu bekommen, die ausgebauten Nockenwellen in die Drehbank gesteckt und mit Gradscheibe und Messuhr die Steuerzeiten abgenommen.
Nockenwelle
Die Nockenwelle (des hinteren Zylinders) mit den tonnenschweren Hydrostößeln.
Vierkantprofil
Das zwischengelegte Vierkantprofil ist in einem Drehpunkt in ca. 40cm Abstand gelagert und simuliert die Stößel. Diese Art der Messung ist nicht ganz genau, aber für meine Zwecke ausreichend. (100%ig genau wäre sie, wenn der Drehpunkt unendlich weit von der Nockenwelle entfernt wäre).
Die gemessenen Öffnungszeiten der Nockenwelle betrugen ca. 224 am Auslaß und 222 am Einlaß (bei 1mm Nockenhub). Der maximale Nockenhub lag bei 6,3mm am Einlaß und 6,2 am Auslaß.

Der tatsächliche Ventilhub ergibt sich aber erst aus diesen Werten multipliziert mit dem Übersetzungsverhältnis der Kipphebel. Um eine wirklich aussagekräftige Kurve zu erhalten, musste ich also die Kurve noch um diesen Wert korrigieren. Da ich mit einem Faktor von ca. 1,2 bis1,3 rechnete, würden sich auch die Steuerzeiten noch erhöhen. Später, beim Nachmessen ergab sich ein Übersetzungsverhältnis von 1,36. Die 34er Einlassventile öffnen also ca. 8,5mm, womit wir wieder beim klassischen Ventilhub von 25% des Ventildurchmessers wären.
Kipphebelmimik
Die Kipphebelmimik.
Die Nocken gingen nach dem Messen zum Schleifen, mit der Vorgabe, die Steuerzeiten um ca. 10 zu verlängern und den Nockenhub um 0,3 zu erhöhen. Dadurch würde sich die Leistungskurve leicht nach oben verschieben, was aber nicht weiter tragisch wäre; denn zum einen würde ich durch die anderen Maßnahmen den Leistungsverlust bei niedrigen Drehzahlen wahrscheinlich zu einem guten Teil kompensieren können, zum anderen war es so, daß bisher die Leistung unter 2000 Umdrehungen sowieso schon zuviel für den Motor war und sich bei etwas weniger Leistung die Fahrbarkeit in diesem Bereich sogar verbessern würde.
Drehmomentkurve
So ähnlich stellte ich mir den Drehmomentverlauf nach dem Tuning vor. Bis ca. 2000 würden wir einen leichten Leistungsverlust haben. Danach sollte der Motor deutlich druckvoller zu Werke gehen. (Ich hoffte aber, daß die tatsächlich erreichbaren Werte noch etwas über dieser Kurve liegen würden).
Kurz darauf telefonierte ich mit dem Betrieb, der die Nocken umschleifen sollte, und es gab ein kleines Problem. Weil Nocken, die Hydrostößel betätigen, ein anderes Profil als "normale" Nocken haben und weil der Nockenhub wegen der Übersetzung durch die Kipphebel relativ klein ist, war es schwierig, ein Profil zu finden, das meinen Vorstellungen entsprach. Sie haben sich aber richtig ins Zeug gelegt und doch noch etwas gefunden.

Die Öffnungszeit sollte ca. 15 höher liegen, der Ventilhub um 0,3mm steigen und der Grundkreis müßte nur um 0,7mm abgenommen werden. Die Profile würden symmetrisch werden. Die Öffnungszeit lag zwar über meiner ursprünglichen Vorstellung, aber ich konnte mich mit diesem Profil noch einigermaßen anfreunden. Dazu kam, daß durch die geringe Materielabnahme an den Seriennocken die Wellen wahrscheinlich nicht neu gehärtet werden müssten. Das würde nicht nur Zeit sparen, sondern auch Probleme mit dem Dekompressionsmechanismus vermeiden. Dieser sitzt in den Nockenwellen und ist federunterstützt. Die Federn hätten das Härten kaum überlebt. Der Mechanismus ist aber so fikelinsch aufgebaut, daß ich froh war, ihn nicht zerlegen zu müssen.
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