Tuner / Internetforen / Experten

Motorrad Tuning ist keine Hexerei.


Kein Tuner wird etwas anderes machen als das, was im Folgenden beschrieben wird. Der eine oder andere hat vielleicht noch sein kleines Geheimnis, aber es ist eben nur ein kleines. Viele haben keins. Wozu auch? Die bekannten Sachen reichen völlig aus. Deswegen ist Tuning leider auch nur zu einem Prozent Inspiration und zu 99% Transpiration. Selbst die Werksteams kochen nur mit Wasser. Da, wo es erlaubt ist, werden sie exotische und entsprechend teure, schwer zu bearbeitende Materialien einsetzen und dadurch einen Vorteil erringen. Sie tunen die Motoren bis an die mechanischen Belastungsgrenzen und müssen diese Motoren nach jedem Rennen überholen. Und hier sind mit Sicherheit die Möglichkeiten für die meisten Amateurtuner überschritten. Aber es liegt vor allem an dir, wieweit du bereit bist, bis an die Grenzen zu gehen.

Vorweg noch ein paar allgemeine Sachen


Ein Motor hat um so mehr Leistung, je höher der Hubraum und die Füllung der Zylinder mit Benzin-Luftgemisch ist (Drehmoment/Nm). Und je öfter diese Füllung innerhalb eines gewissen Zeitraums erfolgt (Leistung/PS).
Die PS sind das Drehmoment multipliziert mit der Drehzahl und einem Umrechnungsfaktor.
Eine einfache Formel, die der richtigen schon ziemlich nahe kommt:
PS = Drehmoment x Drehzahl in Tausend : 7
Drehmoment = PS : Drehzahl in Tausend x 7
Das bedeutet, daß ein Motor, der 100Nm bei 5000 Umdrehungen produziert, genausoviel leistet, wie ein Motor, der nur 50Nm hat, diese aber bei 10.000 Umdrehungen erreicht. Den 50Nm-Motor übersetzt du halb so lang, und die beiden werden sich nichts schenken. Die Formel besagt auch, daß eine um 10% höhere Drehzahl bei gleicher Füllung 10% mehr Leistung bedeutet.

Die Reibungsverluste eines Motors liegen je nach Bauweise und Drehzahl bei bis zu 50%. Das heißt, daß von einer Verbrennung, die 100 PS produziert, im Extremfall 50 PS benötigt werden, um den Motor überhaupt zu drehen. Dazu kommen die Verluste, die entstehen, weil ein Teil der Verbrennungswärme über die Abgase und die Kühlung ungenutzt entweicht. Nochmal 10% der Leistung gehen auf dem Weg von der Kurbelwelle zum Hinterrad verloren. Der Wirkungsgrad ist also recht bescheiden. Theoretisch liegt hier ein Riesenpotenzial. Praktisch läßt sich nur ein sehr kleiner Teil nutzen.

Und ein paar Binsenweisheiten, die du dir immer wieder vergegenwärtigen solltest: Wenn ein 4Takt Motor mit 10.000 Umdrehungen pro Minute unterwegs ist, geht der Kolben pro Sekunde 166mal rauf und runter. Einhundertsechsundsechzigmal - in einer Sekunde. In dieser Sekunde wird der Hubraum 83mal mit Luft gefüllt. Das angesaugte Benzin hat nur einen Bruchteil dieser Zeit zur Verfügung, komplett zu verbrennen. Die Abgase jagen mit Schallgeschwindigkeit durch den Auspuff. Auch die angesaugte Luft erreicht kurzzeitig Schallgeschwindigkeit. Der Mensch ist für so etwas nicht gemacht.

Tuner


Es gibt nicht wenige Tuner - leider nicht alle - die absolut seriös arbeiten. Gerade bei weitverbreiteten, sportlichen Modellen verfügen sie über einen Erfahrungsschatz, den du nutzen solltest. Sie haben schon all die Fehler hinter sich, die nicht nur für den Hobbyschrauber teuer werden. Oft bieten sie verschiedene Komplettpakete an, die einen garantierten Leistungszuwachs bringen. Und für den Preis kannst du das nicht selber machen. Denn auch der Tuner hat beim erstenmal fünfmal so lange gebraucht wie beim zweitenmal. Und du wirst mindestens zehnmal so lange brauchen. Also laß es. Es sei denn, du wolltest schon immer mal für den Stundenlohn eines albanischen Ziegenhirten arbeiten - oder du bist einer von diesen schlimmen, beziehungsunfähigen Typen, die erst glücklich sind, wenn die Alte endlich vom Hof ist und sie das Wochenende in der Garage verbringen können.....Also weiter:

Internetforen


sind eine gute Möglichkeit, sich zu informieren. Leider ist die Zahl der selbsternannten Experten, Wichtigtuer und ahnungslosen Spinner Legion. Trotzdem lohnt es sich, hier mal reinzuschauen. Denn ab und zu triffst du auf Typen wie Karl-Heinz, der irgendwann rausgefunden hat, daß die Einlaßventile aus der XY 850 in deinen Motor passen und drei Gramm leichter sind. Oder Frank, der die 2.Übermaß-Kolben aus einer 750er Miele eingebaut hat. Das bringt fast 40 Kubik mehr, da passt mit überschaubaren Nacharbeiten alles und selbst mit der geringen Wandstärke der Buchsen hatte er keine Probleme. Wenn diese Knaben nicht auch behaupten, daß sie nebenberuflich Pleuellagerschäden durch Handauflegen heilen würden, kannst du ihnen glauben. Und solche Tips sind fast unbezahlbar.

Experten


Wenn du das Glück hast, an Experten zu geraten, die sich mit deinem Motor auskennen, wirst du festellen, daß die meisten etwas, sagen wir mal, kauzig sind. Wenn du dich an ein paar Regeln hältst, wirst du aber auch mit ihnen klarkommen.
  • Fang erst garnicht an, ihn auszufragen. Er wird sofort dichtmachen und das war´s dann.
  • Wenn er dich aber schon auf ein Stichwort hin zutextet, ist er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Experte, sondern ein Wichtigtuer.
  • Prahl nicht mit deinem Wissen. Er macht es auch nicht. Und im Zweifelsfall weiß er mehr als du.
  • Erzähl ihm nicht, was du noch alles Tolles vorhast, sondern bestenfalls das, was du schon gemacht hast.
  • Laß ihn reden und hör zu. Er ist zwar zutiefst mißtrauisch, aber auch er braucht etwas Aufmerksamkeit.
  • Wenn er einen Preis aufruft, akzeptiere ihn oder sag, dass du dir das nicht leisten kannst. Handeln ist in diesen Kreisen überhaupt nicht angesagt und die meisten nehmen sowieso viel zu wenig für ihre Arbeit.
  • Seine wirklichen Geheimnisse wird er nicht rausrücken. Er hat sehr viel Zeit und Geld investiert, sie herauszufinden. Warum sollte er sie dir verraten?
  • Das einzige, was hier manchmal funktioniert, sind Tauschgeschäfte. Wenn du kannst, biete ihm etwas an. Das können seltene Teile oder, noch besser, die guten Tips sein, die du bisher auch für dich behalten hast. Versuch es nie mit Geld. Würdest du deine Kinder verkaufen?
Eigentlich brauchst du dich also nur so zu verhalten, als ob du gut erzogen wärst.