Autotune von Dynojet

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, ein Motorrad mit Lambdasonde könnte gar nicht zu mager oder zu fett laufen, weil die Sonde permanent das Gemisch überwacht, die Werte an die ECU meldet und diese regelnd eingreift. Prinzipiell ist dieser Gedanke zwar durchaus richtig (dazu gleich mehr), aber im wirklichen Leben sieht es - leider - etwas anders aus. Zum einen ist die gemeine Serienlambdasonde mit stark abweichenden Werten hoffnungslos überfordert, zum anderen verarbeitet das Steuergerät ihre Signale nur in einem begrenzten Teil des Kennfelds.

Bisher hat man sich in solchen Fällen damit beholfen, mit einer Breitbandlambdasonde die Gemischzusammensetzung zu analysieren. Dafür sind langwierige Fahrversuche mit einem Aufzeichnungsgerät erforderlich und anschließend bist du noch einige Zeit damit beschäftigt, die Daten auszuwerten und per Hand in ein neues Kennfeld umzusetzen. Einfacher und wesentlich schneller geht es mit speziellen Prüfständen, die in der Lage sind, nach mehreren Läufen mit verschiedenen Drosselklappenöffnungen ein neues Mapping zu erstellen, das vom Computer des Prüfstands direkt auf den Powercommander übertragen wird. Hier gibt es die Einschränkung, dass ein Prüfstandslauf reale Fahrzustände nicht hundertprozentig abbilden kann. So kommt es zwar zu sehr guten Ergebnissen, aber ein perfektes Resultat ist nicht möglich.

In den letzten Jahren sind immer mehr Geräte aufgetaucht, die eine durchgehende Lambdaregelung im Fahrbetrieb erlauben. Da konnte Dynojet, der Hersteller des Powercommanders, nicht länger zurückstehen und hat das Autotune herausgebracht. Dieses Zusatzmodul wird mit dem PC5 verbunden und erkennt über eine mitgelieferte Breitbandsonde die Gemischzusammensetzung.
Autotune von Dynojet
Die Breitbandsonde
Die so gewonnenen Daten werden fortlaufend an den Powercommander weitergeleitet und der schreibt innerhalb weniger Sekunden ein neues Kennfeld. Dabei richtet er sich nach den vom Autotune vorgegebenen AFR-Werten. AFR bedeutete Air Fuel Ratio und beschreibt das Verhältnis von Luft zu Benzin. 14,7 Teile Luft auf ein Teil Benzin sind als Lambda 1 definiert. Das Autotune geht in der Werkseinstellung auf ein 8-13% fetteres, leistungsförderndes Gemisch, also auf 13,6 bis 13,0.

So sieht ein typisches AFR-Kennfeld aus:
Autotune von Dynojet
Bei höheren Drehzahlen und Vollast fette 13,0
Im unteren Teillastbereich auch mal etwas sparsamere 13,6
Das alles hörte sich theoretisch ganz gut an - in der Praxis lief es noch besser. Gleich nach den ersten Kilometern berichtete Axel von einem deutlich spürbaren, positiven Effekt, der sich jedes Mal einstellte, wenn er eine bestimmte Fahrsituation wiederholte. Beim Konstantfahren war das Eingreifen der Regelung sogar direkt zu spüren. 200 Kilometer später war er restlos begeistert. Der Motor hing jetzt überall blitzsauber am Gas und lief seidenweich. Kein Geruckel mehr, stattdessen durchgehend unangestrengter Druck. Obwohl Axel schonmal einer von denen ist, die sagen " Jaaa, der ging eigentlich ganz gut, aber bei 5400 da war mir irgendwie so, als könnte da vielleicht doch noch ein bißchen….", fiel ihm diesesmal beim besten Willen nichts ein. Ein sehr gutes Zeichen.

Ich habe mich mitgefreut und die Kawa wieder auf den Prüfstand gestellt.
Leistungsdiagramm
203 PS und der Kurvenverlauf noch schöner
Jetzt gibt es zusammenfassend einen Drehmomentvergleich aller Messungen und eine kurze Kurvendiskussion.
Leistungsdiagramm
Wenn wir uns das erstmal oberhalb von 4500 anschauen: Unten die Serie, schon deutlich darüber die Kurve mit der Akrapovic Anlage, dann mit PC5 und ganz oben nach der Abstimmung mit dem Autotune. Das läppert sich.
Zwischen 3200 und 4000 läuft der Motor mit dem Serienauspuff am besten. Es ist durchaus möglich, dass er damit auch unterhalb von 3200 vorne gewesen wäre, wenn wir schon dort den Powercommander eingesetzt hätten. Haben wir aber nicht. Von 4000 bis zum Begrenzer ist das Ergebnis eindeutig. Hier spielt die Akrapovic ihre Stärke aus. Die von uns verwendete Version tönt dezent, hat selbstverständlich eine ABE und wir haben die Messungen mit dB-Eater gemacht.
Dazu kommen dann nochmal zehn PS, acht Nm und eine makellose Kurve vom optimierten Einspritz-Kennfeld. Der hübsche Kinken bei 7500 stammt aus einer Resonanz im Ansaugtrakt und darf bleiben. Die fiese Delle ist 3000 war offensichtlich ein Homologationsloch und somit ein gut lösbares Gemischproblem.

Als Fazit bleibt, dass das Autotune eine geradezu phantastische Möglichkeit ist, zum perfekt laufenden Motor zu kommen. Auch der Preis stimmt: Sensationelle 278 Euro. Die Montage dauert nicht länger als eine Stunde. Nur wenn das Motorrad noch keine Aufnahme für eine Lambdasonde hat, ist zusätzliche Schweißarbeit erforderlich. Falls es überhaupt etwas zu mosern gibt, dann, dass es ein bißchen Zeit kostet, alle Last und Drehzahlbereiche zu durchfahren.
Spätestens hier möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Herren Mottier und Wiegel von Micron-Systems dir die Teile nicht nur verkaufen, sondern auch weiterhelfen, wenn mal Fragen auftauchen. Mittlerweile ist aber eine verbesserte Version der Einbauanleitung auf dem Markt.

Ganz zum Schluß kommen wir wieder zum Anfang zurück. Axel hat den Speed-Cutter abgeklemmt. Vielleicht, weil er ein netter Kerl ist - vielleicht auch nur, weil er nicht anders kann. Auf jeden Fall hat er sich für dich und mich in Lebensgefahr begeben. Hier das Beweisphoto:
Leistungsdiagramm
Sagenhafte 319 Stundenkilometer auf dem Display des unbestechlichen Navis.
Und das mit einem Motor, der innen völlig unangetastet ist
Auf die gerngestellte Frage, ob das irgendein Mensch braucht und ob die Welt jetzt eine bessere geworden ist, von mir ein klares: Ja, was denn sonst, Herr Trittin? Es gibt aber jemanden, der mittlerweile ganz andere Sorgen hat. Vor ein paar Tagen bekam ich eine Mail mit der Überschrift: "Mir gehen die Gegner aus."
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