Motor Tuning Yamaha XJR 1300 - die Kanäle

Als Nächstes habe ich einen Blick in die Kanäle geworfen:
Kanäle der XJR 1300
Vor den Ventilführungen sitzen die sogenannten Führungsnasen. Das geht noch ein bißchen schmaler. Der Trennsteg zwischen den Kanälen ist auch nicht gerade filigran. Selbstverständlich habe ich auch die Gussnähte geglättet, aber das hatte eher kosmetische Gründe und wird sich in der Leistungskurve frühestens an der zweiten Stelle hinterm Komma auswirken
Das sind zwei typische Schwachstellen der Serienfertigung. Eine weitere findest du fast immer im Bereich der Ventilsitze.
Kanäle der XJR 1300
Solche Kanten (Pfeil) tun einfach nicht Not, erfreuen aber den Tuner. An den Einlaßsitzen sah es etwas besser aus, aber auch da blieb noch genug nachzuarbeiten.
Dann kam der Anruf von Herrn Körner. Er hatte mehrere Nockenprofile zur Auswahl. Ich entschied mich für eine Öffnung von zivilen 247° und einen Ventilhub von 9mm. Damit sollten wir die 140 PS knacken können und die Kurve spätestens bei 4500 über die alte schieben. Dank der DOHC-Technik hätte ich genug Möglichkeiten mit der Überschneidung zu spielen und die passende Einstellung zu finden.

Dazu mal ein paar Sätze: Wenn du beim Einlaß von 247 Grad die 180 abziehst, die der Kolben von OT nach UT unterwegs ist, bleiben 67 Grad über, mit denen du ein bißchen rumprobieren kannst. Natürlich ist das nur innerhalb gewisser Grenzen möglich, aber zwischen ca. 14/53 und 25/42 (Einlaß öffnet vor OT/schließt nach UT), die in den meisten Fällen die obere und untere Grenze darstellen, blieb allein für die Einstellung der Einlassnockenwelle reichlich Auswahl. Die Auslassnockenwelle sollte dann jeweils symmetrisch zwischen 53/14 und 42/25 (Auslaß öffnet vor UT/schließt nach OT) eingestellt werden. Für die Grundeinstellung sind solche symmetrischen Werte immer ein guter Anhaltspunkt. In der Theorie wären die 14/53 eher eine Einstellung für eine hohe Spitzenleistung. 25/42 dagegen sollten ihre Leistung mehr in der Mitte entfalten. In der Praxis kristallisieren sich aber fast immer bestimmte Werte heraus, mit denen der Motor in allen Bereichen sehr gut läuft. Nur im unteren Drehzahldrittel wird eine schärfere Nockenwelle bei jeder Einstellung Leistung kosten. Mit den 247 Grad waren wir aber noch weit genug von einer wirklich scharfen Nockenwelle entfernt und die XJR müßte auch aus niedrigen Drehzahlen noch sauber ziehen. (Wenn da nicht gerade ein Holzhacker an den großen Flachschiebern dreht.)

Weil wir gerade darüber sprechen und ich jetzt wieder zwei Wochen warten mußte: Die Flachschieber machten mir doch etwas Sorgen. 40er sind schon ganz schön groß für einen 140 PS Vierzylinder. Größere Vergaser führen zu niedrigeren Gasgeschwindigkeiten und da kann die Gemischbildung schon mal drunter leiden. Das bedeutet im Extremfall, daß ein viel zu großer Vergaser sogar die Spitzenleistung reduziert, weil das Benzin nicht mehr fein genug zerstäubt wird. Die Mikuni TM gelten aber als gute Gemischbilder, so daß ich es auf einen Versuch ankommen lassen wollte.

Nachdem die Nockenwellen eingetroffen waren, habe ich den Motor zusammengebaut und gleich die Flachschieber draufgeschraubt. Mit den Nockenwellen bin ich auf die "scharfen" 14/53 (Lobe Center 109,5) gegangen. Die ganze Aktion erwies sich leider als ziemlicher Schuß in den Ofen. Trotz mehrer Versuche mit verschiedenen Hauptdüsen bekam ich keine vernünftige Kurve hin. Ich mußte bis ca. 5000 mit sehr viel Gefühl am Gasgriff drehen, um zu vermeiden, daß die Vergaser sich verschluckten. Es half aber alles nichts, der Motor lief nicht sauber und die Kurve lag in allen Bereichen immer mehr oder weniger deutlich unter der Eingangsmessung. Und jetzt will ich dir auch das Bild dieser Katastrophe nicht ersparen.
Diagramm
Was auf den ersten Blick aussieht wie Kindergekritzel, fühlte sich auch so an. Es war ein bißchen wie Hoppereiter auf dem Prüfstand.
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